Shared Trails: Der Schilderwald

Es ist so weit: Wir beschildern

Donnerstag der 5. Mai 2016. 8 Uhr, der Wecker läutet auch an meinem freien Tag. Das Wetter draußen sieht nicht vielversprechend aus. Wolkenverhangener Himmel, einstellige Plusgrade, eisiger Westwind. Dennoch werfe ich mich in meine Sportsachen, schnappe mein Bike und treffe mich im Westen von Wien mit Flo. Denn heute werden die ersten Shared-Trail-Schilder aufgestellt.

Nach langwierigen, zähen Verhandlungen und großem persönlichen Einsatz einiger unerschütterlicher Mitglieder, konnte unser Verein die zweite Erfolgsmeldung nach der Genehmigung zum Bau des Trailparks Weidlingbach vermelden: 8 neue legale Trails für alle Biker!

Das Konzept der Shared Trails wurde über die Plattform “MTB im Biosphärenpark Wienerwald” in Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern und dem ÖTK Klosterneuburg realisiert. Aus unserer Vorauswahl von Wegen, die schon bisher stark – aber unerlaubt – befahren wurden, gaben die Grundeigentümer nach Prüfung und im Konsens mit allen Verhandlungspartnern grünes Licht für die acht Trails, die wir nun sukzessive markieren dürfen.

Unser Dank gilt hier auch dem ÖTK Klosterneuburg für das Sponsoring der Schilder!

Die ersten Schilder

Flo und ich entscheiden uns für eine Auffahrt der besonderen Art: wir bilden uns ein, nach einem intensiven Regentag, die Nordseite des Dreihufeisenbergs auf der Lainzer Tiergarten Strecke bergauf erklimmen zu müssen, um die anderen am Einstieg des ersten zu beschildernden Trails, dem Laaber-Trail, zu treffen.

Das Areal erinnert, bis auf die niedrigen Temperaturen, ein wenig an einen Regenwald. Nebelig, von überall hören wir verschiedene Vogelstimmen und dann und wann gewinnen wir einen traumhaften Ausblick über den sattgrünen Lainzer Tiergarten. Außerdem: Gatsch, überall Gatsch! 

Roman der Großartige

Vor Ort treffen wir Andi auf seinem Carbon Hardtail sowie Roman und Saul im kleinen Suzuki, der trotz seines geschätzten Alters von gut 20 Jahren alle Stückerl spielt: Seilwinde für besonders steile Abschnitte, Erdbohrer samt Halterung am Heck des Autos jederzeit griffbereit, auf der Pritsche fein säuberlich liegend die weiteren Instrumente, die man für eine ordnungsgemäße Trailpflege so benötigt: Hammer, Akkubohrer, Schrauben, Schilder und vieles mehr. Am Heck ziert auch ein Schild mit dem Wort “Streckendienst” das Auto – also ganz offiziell unterwegs. Und am Dach: die Steher.

Roman betreibt die Pflege des bestehenden MTB-Streckennetzes mit seinem Auto schon seit einigen Jahren und das ohne Bezahlung. An dieser Stelle müssen wir Roman unsere große Bewunderung aussprechen und Danke sagen! Es ist fantastisch, dass es Leute wie ihn gibt, die einen großen Teil ihrer Freizeit der Allgemeinheit widmen!

Wir lieben Bäume

Unter den strengen Blicken von Saul, er hat an der BOKU viel mit Bäumen zu tun, platzieren wir Steher für Steher im Boden, obwohl es uns immer wieder in den Fingern juckt, die Schilder einfach in den nächstbesten Baum zu schrauben. Aber Bäume sind nun mal zum Umarmen und nicht zum Befestigen unserer Schilder da. Wo es möglich ist, werden die Schilder auf bestehende Steher montiert.

Über den Hühnersteig zum nächsten Trail

Nachdem der Laaber-Trail fertig beschildert ist, geht es weiter nach Mauerbauch um über den Hühnersteig zum Augustiner-Trail zu gelangen. Um uns zwei Biker schneller voran zu bringen, legt Roman zwei Seile aus und zieht uns die Forststraße zum Dreihufeisenberg hinauf. Andi kurbelt mit seinem Hardtail den Weg alleine hoch. Wir grinsen über beide Ohren und überholen dabei auch andere Biker, die uns neidvolle Sprüche hinterher rufen. Danach geht es entlang der Mauer auf dem – auch an warmen Sommertagen – meist feuchten Boden des Dreihufeisenberges wieder bergab.

Am Augustiner-Trail müssen wir dann mit Gartenschere und Machete ran, um den fast schon gänzlich zugewachsenen Steher wieder freizuschneiden. Daneben kommt es zu einem schon fast historischen Ereignis: wir entfernen ganz offiziell und legal das Fahrverbotsschild für Radfahrer beim Einstieg des Trails. Die Abfahrt mit den Rädern stellt sich als noch rutschiger, als auf der Lainzer Tiergarten-Strecke heraus. An Kreuzungspunkten mit anderen Wegen montieren wir auch Schilder, um auch Wanderer über den Shared-Trail zu informieren.

Hungrig auf der Mostalm

Dann geht es über den frisch beschilderten Mostalm-Trail hinauf zur Mostalm auf eine wohlverdiente späte Mittagspause. Es ist mittlerweile 15 Uhr und die Sonne beginnt langsam zwischen den Wolken hervorzukommen. Andi, der maßgebliche für die Entstehung der Shared-Trails veranwortlich ist, kommt bei Bärlauchsuppe, Brettljause und Kuchen mit dem Wirt ins Gespräch und informiert ihn über den nun an seinem Gasthaus vorbeiführenden Trail und unser Ziel, Biker, sofern sie nicht durstig oder hungrig sind, am Gastgarten vorbeizuführen, um Kollisionen mit Gästen zu vermeiden. Der Besitzer zeigt sich sehr daran interessiert und begrüßt unsere Intention.

Am Einstiegspunkt zu den beiden Trails namens Mostalm und Wiesn, platzieren wir dann mit vollen Bäuchen weitere Steher. Dabei kommen wir ins Gespräch mit einem älteren Herrn samt verschmusten “Kampfhund” der sich interessiert an unserer Arbeit zeigt und im Endeffekt als MTBer und Wanderer herausstellt und die neuen Schilder begrüßt.

Die letzten Schilder für den Tag

Nach der Montage des letzten Schildes am Fuße des Mostalm-Trails treffen wir dann noch den für das Revier zuständigen Förster, der uns berichtet, dass seit der Bekanntgabe über die Legalisierung der Shared-Trails, zusehendes mehr Mountainbiker auf den neuen Wegen zu sehen sind. Wir staunen, freuen uns und merken dabei, dass es mittlerweile 18 Uhr ist. Zeit nach Hause zu fahren. Samstags geht es mit der Beschilderung des Wurzeltrails weiter.

Samstag: Wurzeltrail

Es geht weiter, heute ist der Wurzeltrail am Hameau dran. Um 8:30 starte ich mit dem Rad Richtung Schwarzenbergpark, diesmal allerdings leider alleine – Alex hat heute Dienst. Dafür gibt es heute strahlenden Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Kein Vergleich zu den herbstlichen Bedingungen am Donnerstag.

Eine Stunde später treffe ich Flo, Saul und Roman am Hameau. Als ich eintreffe, ist der erste Steher bereits im Boden, das erste Schild montiert.

Flo und ich fahren den Trail mit dem Bike ab, während Roman die Forststraße außen herum nimmt. Nach einer weiteren Stunde sind Schilder an allen Kreuzungspunkten montiert. Gegen Ende treffen wir zwei Biker und haben ein Erfolgserlebnis: Sie kannten den unteren Abschnitt des Trails nicht und sind einfach den Wegweisern gefolgt.

Es geht weiter Richtung Trailpark Weidlingbach. Wir stellen dort Steher für neue Hinweisschilder auch. Auch ein Verbotsschild ist mit dabei. Ein Verbotsschild? Warum denn das? Leider fahren immer mehr Biker die unfertigen Trails und machen uns damit die Arbeit unnötig schwer. Deswegen bringen wir an allen relevanten Punkten Hinweistafeln an, die auf diese Thematik hinweisen.

Am Trail in Weidlingbach angekommen, trenne ich mich von Flo, Saul und Roman. Während sie noch die Beschilderung der Sauberg-Trails vorbereiten, helfe ich noch einige Stunden beim Trailbau mit.

Ihr wollt mitmachen? Die nächsten Bautermine findet ihr hier.

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