„Hallo können sie mich hören?“ „Haaaallooooo?“
ich zeigte keine Regung. Getrampel, Rufe, viele Stimmen.
„Atemkontrolle erfolgreich, Verletzter atmet, ist aber nicht bei Bewusstsein!“
„Holt ihn da mal raus!“
„Geht nicht, sein Fuß steckt unter dem Baumstumpf fest!“
„OK, schneidet ihm den Rucksack runter und die Kleidung auf. Schuhe ausziehen und ausfädeln!“
Als ich meine Augen langsam öffnete und stöhnend aus meiner Bewusstlosigkeit erwachte sah ich außer ein paar Blättern und dem durchscheinenden Himmel ca. sieben Köpfe die sich über mich beugten. Wie konnte es so weit kommen? Dazu muss ich etwas ausholen:
Mit dem Baubeginn der zwei Strecken in Weidlingbach hatte die „Arbeitsgruppe Betrieb“ (die hauptsächlich aus Saul und mir – Peter – besteht) einiges an neuer Arbeit. Unter anderem der Entwurf eines Sicherheitskonzepts für den Trail-Park. Dazu war unser erster Kontakt mit der zuständigen Rettungsstelle in Klosterneuburg, wo wir uns mit Johannes und Christopher, den zwei zuständigen Personen der Bezirksstelle, trafen. Zwei junge, dynamische Männer, selbst Mountainbiker und voll motiviert gemeinsam was auf die Beine zu stellen. Ich war wirklich froh mit ihnen auf einer Wellenlänge arbeiten zu können.
Ja, und so kam es, dass ich letzten Mittwoch irgendwo im oberen Bereich der flow line außerhalb eines Anliegers zwischen einem Baum und einem Baumstumpf lag und mich bewusstlos stellte.
Das Szenario war, dass ich eben dort oben alleine unterwegs war und gerade noch einen Notruf absetzen konnte, bevor mir schwarz vor den Augen wurde. Gleichzeitig hatte Saul einen Unfall im unteren Bereich des hard line, was den Rettungseinsatz von der Koordination deutlich erschwerte.
Wieder zurück zu meinem Unfall, oben auf der flow line:
Ich war überrascht wie viele Personen um mich herum standen. Ich sah zwar nur ein paar Köpfe, da ich schnell ein Stiff-Neck angelegt bekam und somit nur senkrecht nach oben schauen konnte. Aja, meine Beine spürte ich natürlich nicht, Wirbelsäulenverletzung vorspielen war meine Aufgabe. Somit bekam ich das meiste nur akustisch mit, wie gesagt viele Stimmen die ich versuchte langsam zuzuordnen. Gesehen hab ich eigentlich nur zwei Sanis, den einen, der fast immer brav meinen Kopf stützte und einen anderen, der mir ständig irgendwelche lästigen Fragen stellte 🙂
Ich klagte über Schwindel und versuchte mich wieder Bewusstlos zu stellen, doch bevor sie mich intubierten wachte ich dann doch schnell wieder auf 😀
Nachdem irgendwer die Schaufeltrage nach holte, weil zuerst jeder glaubte der andere hätte sie mitgenommen, wurde ich dann mit Hilfe ihrer mehr oder weniger sanft auf eine Vakuummatratze befördert und mit dieser durch den Wald bis hinauf zum Sendemasten getragen, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Außer Bäumen und ein bisschen Himmel sah ich ja nichts. Dort wartete der imaginäre Rettungshubschrauber auf mich, schade, so einen kurzen Rundflug hätte ich noch gerne über mich ergehen lassen
Erst nach Übungsende, als ich die Halskrause abgenommen bekam und ich mich aufsetzen konnte sah ich, wie viele Einsatzkräfte vor Ort waren. Rettung, zweimal Feuerwehr, Arzt, da war ordentlich was los und ich war nur einer der beiden Verletzen.
Nach Übungsende trafen wir uns unten beim Trailende für eine Nachbesprechung. 20 Feuerwehrleute, mit drei Autos, zwei Rettungsautos mit acht Sanis und einem praktischen Arzt.
Ich war begeistert von der Größe der Übung und lauschte gespannt den Ausführungen der Einsatzkräfte.
Eines steht fest, eine Bergung kann nur zu Fuß und mit der Trage erfolgen und ist dementsprechend aufwändig und langsam, ganz besonders bei tiefen und rutschigen Bodenbedingungen wie letzte Woche – definitiv keine günstigen Voraussetzungen für schwerere Verletzung.
Also ganz in eurem Interesse, fahrt kontrolliert und sicher, dann war diese Übung hoffentlich umsonst!
Vielen Dank noch einmal an alle Beteiligten, dem Roten Kreuz Klosterneuburg, ganz besonders Christopher und Johannes, der FF Weidlingbach und FF Weidling, sowie alle weiteren Fotographen, Beobachter und hinter den Kulissen mitarbeitenden.