Ein Erlebnisbericht von Lucas Lang-Muhr
Nach nun 14 Monaten Bauzeit und tausenden freiwilligen Arbeitsstunden wurde Ende August die beeindruckende Zahl von zwölf Trails am Göttweiger Berg freigegeben und somit endlich eine legale Möglichkeit geschaffen, die malerische Wachau auch abseits asphaltierter Radwege oder forstlich überwachter Wanderwege zu genießen.
Nach den ersten Testritten kann ich nur vollends bestätigen, dass sich das Warten und die investierte Zeit aller Beteiligten gelohnt haben. Die Strecken sind im richtigen Maße herausfordernd, abwechslungsreich und kurzweilig, was meine anfängliche Wehmut über den Verlust der „alten“ Pfade sofort verschwinden ließ. Man merkt den Trails die Verbundenheit der Verantwortlichen mit dieser Gegend an, oder anders gesagt, es fühlt sich an als würde man einen privaten Trail im Vorgarten der Erbauer fahren. Viele kleine Spielereien und interessante Linien holen das Maximum aus den, zugegeben überschaubaren, Höhenmetern heraus. Das resultiert in der, in der Überschrift angedeuteten, Feierabend-Dynamik, eine Runde nach der anderen in Angriff zu nehmen und auch mit jedem Durchgang euphorischer zu werden. Von den meisten Trailenden ist man im Hand- bzw. Kurbelumdrehen wieder am Start angekommen und so ertappt man sich schnell dabei, mehr Kreise zu drehen als auf Parkplatzsuche im 1. Bezirk.
Meine persönlichen Highlights sind dabei vor allem die längeren Strecken, welche nördlich nach Furth und südlich nach Kleinwien münden und die Vielseitigkeit des Göttweiger Berges zeigen. Vorab sei gesagt: Steine gibt es hier überall, nur auf der nördlichen Seite sind sie gepaart mit griffiger Erde und Lines, die eher zum „Bügeln“ als zum Hinterradversetzen einladen, während südlich tendenziell mit einer feineren Klinge gefahren werden sollte, um sich durch die technischeren und teilweise gerölligen Passagen zu manövrieren. Obwohl es hier allerorts Hinweisschilder und Chicken-Lines gibt, wäre es vor allem für Anfänger ratsam, sich vorher an den kürzeren Trails zu versuchen. Aber auch für geübtere Fahrer empfiehlt sich ein Besichtigungsrun, bevor Strava aktiviert wird.
Objektive Urteile über den Spaß der Abfahrten sind natürlich immer schwer zu treffen, aber allein die Tatsache, dass es mich acht Besuche gekostet hat, bis ich das erste Mal zum Fotografieren stehen geblieben bin, anstatt freudenschreiend durchzufahren, sollte keine Zweifel über mein Urteil erlauben. Eine schlechte Nachricht gibt es noch für all jene, die gerne biketechnischen Winterschlaf halten wollen, denn alle Strecken sind im Winter geöffnet und auch unter widrigen Bedingungen überraschend griffig, bzw. sogar 30 Minuten nach einem Regenguss wieder gut befahrbar (leider persönlich getestet).
Apropos Klima: Die sozialeren Biker wird es freuen, dass die hiesige Bevölkerung wieder gegrüßt werden darf und man mit durchwegs freundlichen Antworten rechnen kann. Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass weiterhin Instandhaltungs- und Bautage des Trailwerks Wachau stattfinden, bei denen jedes zusätzliche Paar Hände gerne gesehen wird.