Wir wollen an dieser Stelle eine kurze Replik auf den Kurier-Artikel vom 15.03.2014 geben.
Es ist bedauernswert, dass gerade eine große Tageszeitung sich zu dermaßen einseitiger Berichterstattung hinreißen lässt. Der Titel “Das Duell im Wald” suggeriert, dass hier ein Konflikt zwischen Wanderern, Mountainbikern und der Jägerschaft ausgefochten wird. Tatsächlich ist dies jedoch nicht der Fall. Von einigen Ausnahmen abgesehen, verlaufen die meisten Begegnungen außerordentlich freundlich. Konfrontationen sind die Ausnahme. Ein Duell findet oft nur auf dem Papier statt.
Die Informationskampagne, auf welche die Gemeinde Mödling laut Artikel setzt, kann bei der derzeitigen Streckenlage am Anninger de facto nur eins bedeuten: Bleibt auf der Forststraße!
Begründet wird dies unter anderem mit dem Fußgängerschutz. Ob jedoch eine Abfahrt auf dieser sehr stark frequentierten Forststraße das subjektive Sicherheitsgefühl der Wanderer erhöht, ist stark in Zweifel zu ziehen. Theoretisch wird hier das gesamte Aufkommen an Mountainbikern auf einer Route konzentriert. Im Gegensatz dazu ist das Gros der Begegnungen auf den diversen Wanderwegen der Region, unserer Erfahrung nach, von gegenseitigem Respekt geprägt.
Es ist an der Zeit umzudenken. Mountainbiken hat sich weiterentwickelt: Von einem Nischensport, zu einer Sportart, die in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Unser Sport hat mittlerweile viele verschiedene Spielarten entwickelt, von denen die meisten auch als professionelle Bewerbe ausgetragen werden und teilweise bereits olympische Disziplinen sind.
Genau wie bei anderen Sportarten ist es wichtig, die entsprechenden Rahmenbedingungen zur Förderung von Sportlern und den damit einhergehenden positiven Begleiterscheinungen von sportlicher Betätigung in der Natur bereitzustellen.
Es ist zu unterstreichen, dass es den Mountainbiker nicht gibt, so wie es auch den Skifahrer nicht gibt. Fahrkönnen und Ansprüche unterscheiden sich teils enorm. Durch die gemeinsame Planung von Streckenangeboten können Konflikte bereits im Vorfeld vermieden werden. Mountainbiken hat das Potenzial, wieder mehr Menschen in die Natur zu bringen. Es ist dabei gesund und umweltfreundlich. Des Weiteren zeigen internationale Beispiele, dass der Wirtschaftsimpuls bei erfolgreicher Umsetzung von Bikestrecken, nicht zu unterschätzen ist. Unserer Meinung nach ist es an der Zeit, neue Wege zu gehen; sich vorbehaltlos an einen Tisch zu setzen und gemeinsam Lösungswege zu entwickeln. Die derzeitige Konfliktführung und das Beharren auf starren Regelwerken sorgen nur dafür, dass Menschen aus allen Gesellschaftsschichten in rechtliche Grauzonen gedrängt werden.
Das Befahren von Wanderwegen ist nicht der Wunsch weniger “Hardcore” Fahrer auf der Suche nach dem “Kick”. Es ist die Vorstellung der breiten Masse an Sportlern, wie die zeitgemäße Ausübung des MTB-Sports aussieht. Niemand würde einem Skitourengeher ernsthaft vorschlagen, lediglich auf Forststraßen abzufahren. Der Reiz dieser Outdoor-Sportarten liegt in Variantenreichtum, Herausforderung und Naturerlebnis.
Die Störung des Wildes wird oft mit dem Befahren zu jeder Tages- und Nachtzeit argumentiert. Es ist uns klar, dass sportliche Aktivität in der Dämmerung und nachts eine große Belastung für die Wildbestände darstellt. Obwohl wichtig, sollte diese Debatte jedoch separat geführt werden. Nicht jeder Fußgänger oder Läufer ist nur bei Tageslicht unterwegs, nicht jeder Mountainbiker unternimmt Nachtfahrten. Ob die höhere Reichweite und das höhere Tempo von Fahrradfahren sich in besonderer Weise negativ auf Wildtiere auswirken, ist keinesfalls wissenschaftlich abgesichert. Allen, die sich für diese Thematik interessieren, sei die Lektüre dieses exzellenten Dokuments bzw. der Onlinebibliothek der DIMB nahegelegt.
Um es zu ermöglichen, dass Mountainbikern und alle anderen Nutzern des Wienerwaldes die bestmöglichen Lösungen angeboten werden, hat sich der Verein Wienerwald Trails gegründet. Wir sind davon überzeugt, dass eine naturverträgliche und gemeinsame Nutzung des Wienerwaldes unter der Einhaltung gewisser Spielregeln möglich ist. Diese Regeln können jedoch nicht bedeuten, dass wir uns lediglich auf einigen wenigen Forststraßen bewegen dürfen. Wir sind nicht nur Mountainbiker – wir sind Läufer, wir sind Fußgänger. Das Aufhetzen diverser Nutzergruppen verhärtet nur die Fronten.
Wir fordern alle Interessierten und Entscheidungsträger auf, sich mit uns an einen Tisch zu setzen und gemeinsam über eine nachhaltige Lösung nachzudenken. Jeder, der sich für unsere Perspektive interessiert, ist herzlich eingeladen, mit uns in Dialog zu treten.
Mit besten Grüßen,
das WWT Team.