Wald und Wirtschaft

“Riesige Baustelle oder doch Waldgebiet?”, fragen sich viele Erholungssuchende – Mountainbiker wie Wanderer – zurecht bei diesem Anblick. Breit ausgeschlägerte Schneisen, zerstörte Waldwege und tiefe Fahrspuren von Traktoren, LKWs oder anderem schwerem Gerät bieten in den Herbst- und Wintermonaten kein idyllisches Bild in unseren Wäldern.

Dies zeigt wieder einmal das Konfliktpotential das sich immer wieder aus den unterschiedlichen Nutzungen – zum einen Freizeit-/Erholungswald, zum anderen Wirtschaftswald – ergibt. Mit meinem beruflichen Background als Forst Wissenschaftler und andererseits als begeisterter Biker verstehe ich die Wünsche beider Seiten. Ich bin aber der Meinung, dass hier noch sehr viel Potential liegt, beide Seiten miteinander abzustimmen. Dies ist ja auch ein grundlegendes Ziel unserer Vereinsarbeit.

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Im nördlichen Teil des Wienerwaldes werden hauptsächlich Buchen bewirtschaftet. Diese werden etwa alle 10-20 Jahre durchforstet. Wenn verschiedene Altersklassen nahe beieinander stehen, kann es dann schon vorkommen, dass die Waldarbeiter mehrere Saisonen hintereinander die gleichen Zufahrten befahren. Allerdings sollte dies eigentlich so passieren, dass weder der Boden noch die ästhethische Wirkung des Waldes langfristig  geschädigt werden. Von der Vegetation her wäre dies nicht so gravierend. Nach zwei Jahren hat sich das Unterholz zumindest schon wieder einigermaßen erholt.

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Anders verhält es sich aber mit dem Boden. Früher einmal herrschten zur Erntezeit im Winter tiefe Temperaturen, der Boden war gefroren und die Arbeiten stellten einen wesentlich geringeren Schaden an, da man fachkundiges Personal hatte. Heute wird viel mit Subunternehmen gearbeitet, deren Leute oft wenig forstwirtschaftliche Kenntnisse besitzen und unter Zeitdruck arbeiten müssen. Die Folge: Auch bei aufgeweichtem Terrain wird mit den schweren Maschinen hineingefahren, der sensible Waldboden dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen.



Das Argument “Die Mountainbiker machen den Waldboden kaputt” scheint im direkten Vergleich nicht unbedingt nachvollziehbar. Dass Waldwege unter massiver Nutzung und aggressivem Fahrstil aber schon auch leiden und es so auf lange Sicht oft Probleme mit Erhalt und Erosionsschäden gibt, müssen wir als Biker allerdings schon auch akzeptieren und bedenken.



Der Lösungsansatz von WienerwaldTrails lautet daher: Klar definierte und geschützte Trails in Absprache mit Grundbesitzern und Forstwirtschaft – und wenn Forstmaßnahmen stattfinden, bieten wir als Vermittlerplattform Wege diese auch den Mountainbikern zu kommunizieren.

Auf diese Weise können Mißstimmungen – wie sie nicht nur bei Bikern sondern auch unter Wanderern immer wieder zu vernehmen sind – vermieden werden. Zusätzlich kann der Forstbetrieb die Gelegenheit nutzen Abläufe und Notwendigkeiten der Waldwirtschaft klarer zu kommunizieren, auf der anderen Seite könnten Biker und Wanderer aufzeigen welche Gebiete bzw. Wege bei Ihnen einen hohen Stellenwert haben – was dann idealerweise eine vorsichtigere und nachhaltigere Nutzung nach sich ziehen sollte.

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