The State of the Trail

2015. Der Sommer ist vorbei, der Herbst in vollem Gange, der Winter steht vor der Tür. “Was tut sich eigentlich bei diesem komischen Verein aus dem WienerWald – irgendwas mit Trails und so – hatten die nicht auch was von wegen Legalisierung Weidlingbach erzählt? Naja, wird wohl auch nur wieder Geschwätz gewesen sein..”

So oder so ähnlich stellen wir uns ein Gespräch über uns an einer der vielen Trailmündungen vor, und wir müssen zugeben, wir sind nicht ganz unschuldig an diesen Gesprächen. Wo waren wir eigentlich den ganzen Sommer? Was haben wir getrieben?

In erster Linie das, was wir alle gerne machen: Trails fahren, ballern, shredden – wie auch immer – wir waren draußen, hatten Spaß an den unglaublich vielen Strecken im Wienerwald und anderswo. Haben Trail Areas in ganz Europa besucht und uns informiert, sind Endurorennen gefahren oder haben einfach mal Zeit mit der Familie verbracht..

“Heißt das, Ihr habt den ganzen Sommer nichts für den Weidlingbach und die Legalisierung anderer Strecken im Wienerwald getan…???”

Moment. Ein Blick zurück und nach vorne wird helfen diese Frage zu beantworten.

Im Rahmen der Plattform „MTB im Biosphärenpark Wienerwald“ – ihr erinnert euch vielleicht an den Bericht zu unserer gemeinsamen Veranstaltung – wurde mit dem “Trailpark Weidlingbach” ein erstes Modellprojekt definiert um dieses gemeinsam und behördlich korrekt umzusetzen. (Siehe die untenstehende Zusammenfassung der nötigen behördlichen Schritte)

Neue Wege, auch für die Behörden

Der Bau einer MTB Strecke ist ein relativ neuer Fall, in der 20-jährigen Geschichte unseres Sports hat noch kaum jemand in Österreich versucht – auf legalem Wege und in natürlichem Rahmen – öffentlich zugängliche Infrastruktur neu zu schaffen.

Momentan werden die meisten MTB Strecken (im Sinne von gebauten Trails) in Skigebieten angelegt, die bereits im Zuge Ihrer Errichtung eine Umwidmung erfahren mussten und somit auch nicht mehr als Wald im Sinne des Forstgesetzes gelten. Solche Flächen sind allerdings im Wienerwald eher selten, weshalb wir für die Erreichung unserer Vision zum Teil neue Wege gehen müssen.

Die Behörde hat eine gebaute MTB Strecke als “Sportanlage” im Sinne des NÖ Naturschutzgesetzes (NÖ NSchG 2000) eingestuft, weshalb die Strecke einer naturschutzrechtlichen Bewilligung bedarf. Da der Wienerwald zudem ein Europaschutzgebiet ist (Natura 2000), ist das Vorhaben auch auf seine Auswirkungen auf die darin geschützten Tiere, Pflanzen und Lebensräume hin zu prüfen (Naturverträglichkeitsprüfung). Hierfür ist ein entsprechendes Gutachten vorzulegen (Naturverträglichkeitserklärung).

Um Waldboden für andere Zwecke als die Waldbewirtschaftung nutzen zu können ist zudem um eine befristete Rodungsbewilligung anzusuchen. Dies steht nicht in Zusammenhang mit einer tatsächlichen Fällung von Bäumen. Bei der – nur befristet gewährten – Rodungsbewilligung kann nach Ablauf  eine Verlängerung erwirkt werden.

Was wir bis jetzt nicht so an die große Glocke gehangen hatten: von Seiten der Forstbehörde hätte Weidlingbach bis September 2014 abgeräumt werden müssen. Nur durch die Aussicht auf unsere konsensorientierte Lösung gibt es die Strecke noch – unter der Bedingung dass bis 30. Juni 2015 eine Einreichung für das Projekt erfolgte.

Die Planung für solch ein Projekt ist immens, weil es tatsächlich komplettes Neuland für alle Beteiligten ist. Ein Trail in unserem Sinne und im Konsens mit den Eigentümern soll keine Sportstätte im Wald sein, sondern ein Weg für Mountainbiker.

Das heißt für alle Eigentümer, Planer und Behörden sich von altem Denken zu lösen und mutig neue Lösungen anzustreben. Wir haben mit sehr viel Intensität den Eigentümern erklärt was ein Trail, was ein Table ist und warum MTB heutzutage mehr braucht als Forststraßen. Wir haben Veranstaltungen organisiert bei denen wir alle eingeladen haben, die sich bei dem Thema angesprochen oder auf den Schlips getreten fühlen könnten. Diese Treffen sollten helfen sich kennen zu lernen und zu zeigen, dass man Bedürfnisse anderer Gruppen ernst nimmt und dass man nur gemeinsam Lösungen entwickeln kann. Wir haben unsere Vision einer Trailarea Wienerwald mit allen diskutiert und an Kriterien gearbeitet, die helfen sollen den Prozess der Planung zukünftiger MTB-Strecken zu vereinfachen und zu harmonisieren.

Und am 30.Juni hat dann Hubert Leibl, unser Planer, die Einreichunterlagen für zwei Strecken am Weidlingbach nach intensiven Vorgesprächen mit der Behörde ebendieser übergeben. Dafür haben wir u.a. ein mehrere tausend Euro schweres ökologische Gutachten (Naturverträglichkeitserklärung) eines externen Experten eingeholt – mit positiver Bewertung unseres Vorhabens. (Danke an alle, die das mit ermöglicht haben! Ihr wisst, wer ihr seid!)

Eine an die alte Freeride Strecke angelehnte, allerdings sichere und bessere Version des alten Trails, sowie eine die sich vor allem mit den immer beliebteren Flow Trails vergleichen lässt. Perfekt für alle, die sich rantasten wollen und alle die gerne mal durch Anlieger fliegen wollen soll es werden.

Nun warten wir also seit mehr als vier Monaten. Anrufe werden nicht immer angenommen, aber insgesamt scheint man dem Projekt ganz aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Die Gemeinde gab ihr OK. Wird schon werden. Behörden sind langsam. Nichtsdestotrotz scheint unser Projekt noch irgendwo zwischen den verschiedenen Schreibtischen zu schweben. Allerdings gibt es von unterschiedlichen Seiten deutliche Signale, dass man sich das Projekt Trailpark Weidlingbach und in weiterer Folge die Trailarea WienerWald sehr gut vorstellen kann, um zu einer Versachlichung und lösungsorientierten Diskussion in Sachen MTB Sport zurückzufinden.

Es gibt keine Lösung ohne ein modernes MTB Konzept im Wienerwald und anderswo.

Sehen wir es positiv: Man nimmt uns auf vielen wichtigen Ebenen als Ansprechpartner für die Belange eines modernen Breitensport MTB sehr ernst. Strecken im Wienerwald existieren immer noch, obwohl man zuvor eher geneigt war, diese baldigst abzureißen.

Wir sind im sehr engen Austausch mit erfolgreichen Trail-Projekten im Ausland und haben deren Erfolge auf höchster Ebene auch in Österreich vorgestellt – der Stein rollt und das kann niemand verhindern. Wie sagte letztens auf einer Veranstaltung der Vorstand des zweitgrößten Forstbetriebes Österreichs: “der Wald kann nicht unter einer Käseglocke existieren”. Das heißt, man kann niemanden aussperren sondern muss Lösungen für alle finden, die sich am Wald als Bewegungs- und Erholungsort erfreuen.

Wir werden unsere Initiative weiter verbreitern, der “Take a Kid Mountainbiking Day” mit vielen Kindern und zwei anderen Vereinen war ein wichtiger Schritt dazu. Wir wollen mehr mit euch, unseren Mitgliedern und bedeutendsten Unterstützern kommunizieren. Sagt uns was ihr gerne von uns lesen wollt. Welche Fragen brennen euch zum Thema MTB im Wald auf der Seele?

Aber wir wollen auch das hier kurz ansprechen:

Zum Konsens gehören auch entsprechender Umgang miteinander. Das Extrembeispiel aus Tirol zeigt wieder verschärft: Deppen gibt es überall. Aber diese können sehr viel Schaden anrichten, auch wenn sie zum Glück in der Unterzahl sind – die heutige Medienwelt reißt sich nur so um diese Art von Schlagzeilen und dies führt unweigerlich zu weiterer Polarisation.

Deshalb: Bitte zeigt, dass wir als Biker anderen Gruppen durchaus wohlwollend gegenüber stehen. Grüßt und bedankt euch, wenn jemand Platz macht. Bedenkt, dass ältere Leute sich sehr wohl von schnellen “vermummten” Gestalten bedroht fühlen. Also lächeln und vielleicht auch mal ein Schwatz. Nehmt die Förster und Jäger die euch mit Respekt und höflich gegenüber treten auch als Menschen mit einer eigenen Meinung wahr und gesteht diesen zu, dass Sie vielleicht auch wissen, wovon Sie sprechen. Seid genauso höflich und respektvoll anderen gegenüber, wie Ihr selber das erwartet. Der Wald ist für uns alle da, aber nur wenn wir uns alle benehmen wie Gäste – die wir im Wald auch sind –  werden wir uns dort auch weiter willkommen fühlen können.

In diesem Sinne freuen wir uns auf alle, die bald mit uns mal wieder unterwegs sein werden – beim Vereinstreffen, der nächsten Party oder am besten am Trail.

Happy Trails und einen How should a wife or life partner behave when her husband has ED… goldenen Herbst,
Euer Obmann

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