Ein runder Tisch im Wienerwald

Österreich hätte aufgrund seiner Topographie und Landschaft eigentlich das Zeug zu Europas Bike-Eldorado Nummer Eins. Wird allerdings in unserem Land über Mountainbike gesprochen oder berichtet dann geht es meistens nur um eines: Konflikte.

Im Zentrum unserer Arbeit steht deshalb seit der Vereinsgründung Ende 2013 Lobbying und Kommunikation, um zumindest für unsere regionale Vision im Wienerwald einen fruchtbaren Boden und nachhaltige Rahmenbedingungen zu schaffen. Ob es nun die richtige Strategie, unsere Standhaftigkeit oder einfach der richtige Zeitpunkt war – es scheint als würden sich nun einige Puzzlesteine zusammenfügen die bis jetzt nie ihr Gegenstück gefunden hatten.

Waren es zu Beginn noch Einzelgespräche mit Vertretern wichtiger Partner wie ÖBf und Wienerwald Tourismus, so hat sich daraus schon Mitte 2014 eine Plattform entwickelt die sich unter dem Titel “MTB im Biosphärenpark Wienerwald” regelmässig trifft und an einer konsensorientierten Umsetzung der Vision “Trail Area Wienerwald” arbeitet.

Auf diesem Weg war es uns möglich Begriffe wie “Fully”, “Singletrail” und “Anlieger” in Bereichen zu etablieren in denen ansonsten nur wenig Verständnis für den modernen Mountainbike-Sport vorhanden ist. Ausserdem konnten wir das Bewusstsein schaffen dass das aktuelle Streckennetz nicht mehr den heutigen Ansprüchen gerecht wird.

Die Plattform
„MTB im Biosphärenpark Wienerwald“

Die Gründungsmitglieder:

  • Biosphärenpark Wienerwald
  • ÖBf, Forstbetrieb Wienerwald
  • Stift Klosterneuburg, Forstbetrieb
  • Wienerwald Tourismus
  • WienerWaldTrails


„Wir haben auf 800km Strecken zwar Rechtssicherheit, das Bedürfnis der Biker hat sich aber weiterentwickelt.“

DI Hubertus Kimmel (Leiter Forstbetrieb Stift Klosterneuburg) über das aktuelle Streckennetz im Wienerwald.

Bald wurde in dieser Runde auch der Trailpark Weidlingbach als das erste “Leuchtturmprojekt” definiert und grünes Licht für eine gemeinsame und behördlich korrekte Umsetzung gegeben. Dafür wurde es auch notwendig noch mehr Beteiligte und Interessensgruppen – kurz Stakeholder – einzubinden, woraus sich die Idee zu einer gemeinschaftlichen Veranstaltung bildete um die Plattforum und Vision vorzustellen bzw. Meinungen und Stimmungen zum Thema einzuholen.

Die Plattform MOUNTAINBIKEN IM BIOSPHÄRENPARK WIENERWALD stellt sich vor

So kam es, dass  am 19. Februar 2015 rund 50 Personen aus verschiedensten Bereichen und Institutionen einer Einladung in die Zentrale der Österreichischen Bundesforste in Purkersdorf folgten. Forstbetriebe, Grundstückseigentümer, Sport- und Tourismusverbände, Naturschutzorganisationen, Radhändler, alpine Vereine, Jagdverband, Vertreter der Wissenschaft und viele mehr bewiesen mit ihrem Kommen dass das Thema viele Bereiche unserer Gesellschaft betrifft.

„Das Besondere am Wienerwald: hier gibt es neben wahnsinnig vielen Bäumen auch wahnsinnig viele Menschen.“

DI Johannes Wimmer über die besondere Herausforderung einen Forstbetrieb nahe der Großstadt zu leiten.

Die Begrüssung zur Veranstaltung nahm der Vorstand der ÖBf – Mag. Georg Schöppl – höchstpersönlich vor, der es sich auch nicht nehmen ließ der darauffolgenden gemeinschaftlichen Vorstellung der Plattform, deren Ziele und den Status Quo zum Thema Mountainbike im Wienerwald zu lauschen. Als Moderator fungierte der NÖ Umweltanwalt Tom Hansmann der in seiner Funktion als Mediator des öfteren mit konfliktgeladenen Konstellationen dieser Art zu tun hat.

Modernes Mountainbiking im Land ohne Berge

Als Gastreferenten durften wir mit Patrick Jansen aus den Niederlanden einen Vorreiter für nachhaltigen Trailbau am europäischen Festland begrüssen. Von Beruf Förster und Direktor der Stiftung Probos spricht er die Sprache der einen – wie auch der anderen Seite, konnte er doch als Mountainbiker 2013 sogar den Weltmeistertitel im XCO (Masters) holen.

Mit seiner Firma Tracks&Trails – die er selbst immer noch als Hobby bezeichnet – hat er seit 2008 rund 160 nachhaltig gebaute und organisierte Trails geschaffen die trotz der „schwierigen“ Topografie Spass machen und von der Community akzeptiert und sogar mit Eifer mit getragen werden.

„Eine nachhaltige Strecke muss Spass machen!“

 Patrick Jansen zum Problem der meisten „old-school“ Strecken.

Miteinander statt von oben herab
Nach einer Pause mit lokalen Schmankerln und Small-Talk über das bereits gehörte wurden vier Arbeitsgruppen gebildet die sich unter verschiedenen Herangehensweisen dem Thema Mountainbiking im Wienerwald näherten. Gemeinsam und produktiv wurde zusammen gearbeitet, Bedenken wurden aufgezeigt, Vorurteile entschärft und Kompromissmöglichkeiten gesucht. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden in Folge präsentiert und gemeinsam rege diskutiert.

Die Akzeptanz und positive Rückmeldung der Teilnehmer hat auch uns überrascht. Es zeigt sich immer mehr, dass es in allen Bereichen unserer Gesellschaft nicht nur Befürworter des Sports sondern auch aktive Mountainbiker gibt – und dass das Bild das in den Medien gezeichnet wird stark verzerrt ist. Über zwei Drittel der teilnehmenden Organisationen und Einzelpersonen haben zugesagt, bei der Weiterentwicklung der Trail Area aktiv dabei sein zu wollen!

Das Treffen war ein wichtiger Schritt um Kontakte zwischen allen Beteiligten zu knüpfen und das Thema Trail Area im Wienerwald auf ein neues Niveau zu heben. Wir werden gemeinsam die nächsten Schritte planen um unsere Vision eines modernen, für alle Gruppen zufriedenstellenden Trailnetzwerks im Wienerwald umzusetzen. Die Zukunft wird spannend, ride on!

Wir – als Verein WienerWaldTrails – möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen teilnehmenden und vor allem allen an der Organisation beteiligten Personen und Institutionen für ihre Mitarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen bedanken, insbesondere:

Alexandra Wieshaider (ÖBf) | Harald Brenner (Biosphärenpark Wienerwald) | Hubertus Kimmel (Stift Klosterneuburg) | Johannes Wimmer (ÖBf) | Stefan Gabritsch (Wienerwald Tourismus) | Tom Hansmann (Land NÖ)

Danke!

Text&Fotos: Markus Kreiner (WienerWaldTrails)

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